Studentkowski, Werner (1903-1951)

Geb. 20.9. 1903 in Kiew als Sohn deutscher Eltern; Besuch des Gymnasiums in Magdeburg und Sangerhausen, zweijährige Banklehrzeit in Magdeburg und Jena,1924 Eintritt ins Berufsleben in Leipzig, in Freistunden Studium der Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft an der dortigen Universität, aus finanziellen Gründen 1927 Unterbrechung des Studiums; 8.5. 1925 Eintritt in die NSDAP (Mitgl.-Nr. 3815)., ab März 1927-28 Gauredner der NSDAP im Gau Berlin-Brandenburg, Sektionsführer von Berlin-Schöneberg, später Übernahme der Organisation der nationalsozialistischen Bewegung in der Mark Brandenburg, Reichsredner der NSDAP, Herbst 1928 Rückkehr nach Leipzig, Studium der Soziologie, Zeitungswissenschaft und Geschichte, 1930-33 MdL Sachsen, 1931 Erarbeitung einer Sozialstatistik sämtlicher Mitglieder der NSDAP [1], danach Propagandaaufenthalt in Paris, um der dortigen deutschen Kolonie die Auffassungen der NSDAP näherzubringen, Kreisleiter in verschiedenen Kreisen Sachsens, 1933-34 Leiter des Seminars für politische Erziehung am Institut für politische Wissenschaften der Universität Leipzig, ab November 1933 gleichzeitig Gauschulungsleiter der NSDAP in Sachsen; November 1933 MdR (Wahlkreis Leipzig), im März 1934 Übernahme der Landesstelle für nationalsozialistische Erwachsenenbildung im Sächsischen Ministerium für Volksbildung als Oberregierungsrat und der Leitung des nationalsozialistischen Schulungsamtes, 1938-41 Regierungsdirektor im sächsischen Volksbildungsministerium als Leiter der Hochschul-Abteilung, am 22.7. [oder 1.6. ?] 1941 von Reichspropagandaminister Dr. Goebbels in die Reichspropagandaleitung der NSDAP berufen; 11.9. 1944 Befehl der Partei-Kanzlei, sich sofort zum Volkssturm Westmark/Lothringen zu begeben; SA-Oberführer z.V., Träger des Goldenen Ehrenzeichens der NSDAP.

Ende 1944 freiwillige Meldung zum Fronteinsatz bei der Waffen-SS, Einsatz an der Ostfront, russische Gefangenschaft, Ende 1945 Entlassung, Rückkehr und Flucht in die brit. Zone, Leben im Weserbergland, gest. am 26.1. 1951 in Rinteln/Weser unter dem Namen Walter Strohschneider.

[Sächs. HStA, NS-Gauverlag, Textarchiv, Akte Nr. 106 (St 301); Akten der Partei-Kanzlei, T. 1, Bd. 2, S. 1055 = BArch Koblenz, Kanzlei Rosenberg, NS 8, 00593 (172); Sächsischer Gemeinde-Beamten-Kalender 1931, S. 169; Stockhorst, S. 418. Schriftl. Mitteilung v. Herrn Heinrich Studentkowski, Bitburg.]

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[1] Siehe Tyrell, Albrecht: Führer befiehl ... Selbstzeugnisse aus der "Kampfzeit" der NSDAP, Droste Verlag, Düsseldorf 1969, S. 379f.: "Dagegen wandte sich am 24. Juli 1931 der Leipziger Student Werner Studentkowski (geb. 1903 in Kiew, Pg. Nr. 3815 seit dem 8.5. 1925, von Goebbels 1927 mit der Organisation und Propaganda in der Mark Brandenburg beauftragt, 1928 mit 197 Versammlungen einer der fleißigsten Redner der Gesamtpartei, 1930 MdL in Sachsen) an Hitler und Straßer mit der Bitte, für seine von dem Leipziger Soziologen Professor Hans Freyer angeregte Dissertation über die berufliche und soziale Zusammen-setzung der Mitgliedschaft der NSDAP die Zentralkartei der Partei in München auswerten zu dürfen. Wenn das Material noch nicht vorliege, heißt es in seinem Brief an Straßer (BA[rch] K[oblenz, Nr. 117 - Reichsorganisationsleiter der NSDAP], NS 22 - 378), sei er bereit, es sich selbst "aus der Mitgliederkartei der Parteizentrale [zu] erarbeiten". Straßer gab ihm einen positiven Bescheid und verwandte sich bei Hitler für dieses Vorhaben. Tatsächlich nahm Studentkowski seine Arbeit in München auf und entwarf einen deataillierten Untersuchungs-plan. Am 13. Dezember 1932 ließ der neue Stabsleiter der PO, Robert Ley, ihm auf einen noch an Straßer gerichteten Brief mitteilen, auch er lege Wert darauf, seine Arbeit "nach Fertig-stellung der Partei zugänglich zu machen" (BAK, NS 22 - 351). Mit dem 30. Januar 1933 ergaben sich jedoch andere Aufgaben für Studentkowski - seine Dissertation wurde niemals fertig. Über den Verbleib der von ihm zusammengestellten Unterlagen teilte Professor Hans Freyer dem Verfasser am 10.4. 1968 mit, Studentkowski habe bei seinem Weggang aus Leipzig "ein starkes Faszikel von Statistiken, zum Teil bereits ausgewertet, immerhin noch im Rohzustand" beim dortigen Institut für Kultur- und Universalgeschichte in Aufbewahrung gegeben. Dieses Institut sei bei einem Bombenangriff im Dezember [welchen Jahres ? - H.S.] vollständig zerstört worden. Auch Studentkowski hat das "Dritte Reich" nicht überlebt."